Im Herbst/Winter 2010 fand die Kempener Schullandschaft ein Thema interessant: „LvD kooperiert mit RTL 2“! Nachdem sich die damalige Schülervertretung um eine Aktion für die Schülerinnen und Schüler zum Thema „sexuellen Missbrauch von Kindern“ bemüht hatte, beschloss die Schulkonferenz diese Kooperation nicht zu genehmigen. Mehr Informationen hier.

Um einmal einen genaueren Einblick in die damalige Situation zu geben, hier ein Auszug aus einer E-Mail von „Innocence in Danger“ an die damalige kommissarische Schulleitung und mich:

[…] Ein Präventionstag würde sich richten an den gesamten 7. Jahrgang. Man würde in drei bis fünf Räumen unterschiedliche Workshops anbieten, die alle Jugendliche des 7.Jahrgangs durchlaufen. Themen sind:

  • Denk nach bevor Du klickst oder ein Profil freigibst
  • Täterstrategien
  • Gefühle die in mir ausgelöst werden
  • Wie kann ich mich wehren
  • Wo finde ich Hilfe

Denkbar und sinnvoll wäre es, diese Workshops durch „Experten“ besetzen zu lassen und einen jeweiligen Vertreter der Schülersprecherschaft dabei zu haben, der/die dann auch Ansprechpartner vor Ort sein kann, wenn Dinge nachwirken.

Denkbar und sinnvoll wäre es außerdem, am Mittag eine Kollegiumsfortbildung von ca. 1 Stunde durchzuführen und am Abend die Eltern der 7. Klasse zu einem Gesamtelternabend einzuladen.

[…] Planen würde man einen solchen Tag für den Anfang des 2.Schulhalbjahres, was ggf. genügend Zeit zur Vorbereitung ließe. Innocence in Danger steht in jedem Fall für eine inhaltliche Kooperation zur Verfügung. […]

Der Sender hat den Kontakt hergestellt, der in jedem Fall genutzt werden kann, auch wenn man sich gegen eine „Medienkooperation“ entscheidet. Der Sender fungiert als Facilitator – nicht mehr und nicht weniger.

Im Sinne der Aufklärung ist es wichtig, sich nicht von vornherein Denkverbote aufzuerlegen. Das Format hat zu einer großen Auseinandersetzung geführt, die in dieser Form um das Thema noch nicht stattgefunden hat. So diskutieren die Juristen z.B. sehr kontrovers über den Schutz oder Nicht-Schutz der Gesetzte und wir haben die Hoffnung, dass sich diese Diskussion auch niederschlägt.

 

 

Im Zuge der Ausstrahlung von „Tatort Internet“ und der Planung zu Aktion am Lvd gab es auch auf bundesweiter Ebene einige Pressestimmen. Diese waren anders als in Kempen positiver.

Frankfurter Allgemein Zeitung, 03.11.2010

„[…] RTL 2 setzt Aufklärung fort […] Die Versammlung der LPR hat jetzt zu mindestens erkannt, dass die Debatte über „Tatort Internet“ zeigt, dass die Risiken des „Chats“ im Internet immer noch nicht hinreichend bekannt sind. […] Der Sender indes belässt es nicht bei Appellen, sondern versucht unter Beweis zu stellen, dass es ihm mit dem Engagement gegen Cyberkriminelle ernst ist. So veranstaltet RTL 2 am Luise-von-Duesberg Gymnasium in Kempen einen „Security Day“. Gemeinsam mit den Organisationen „Innocence in Danger“ und der Deutschen Kinderhilfe will der Sender über die Gefahren durch Pädokriminelle im Internet aufklären.“

 

Der Westen online, 08.11.2010:

„Die Verantwortlichen von RTL 2 haben gut analysiert, dass man mit einem solchen Thema das eigene Publikum erreichen kann, aber darüber hinaus auch eine weitergehende Aufmerksamkeit. […] Ich habe die Sendung gesehen, ich habe sie mit meinen beiden heranwachsenden Töchtern angeguckt, um zu sehen, wie sie reagieren, und ich finde, die Sendung bringt zum Nachdenken, nämlich Leute, die sich bisher mit diesem Thema nicht befasst haben.“

 

Die Zeit, 14.10.2010

„Ja, es gibt schnelle, aktionistische Schnitte in „Tatort Internet“, ja, es gibt emotionale Musik und eine ziemlich aufgedrehte Reporterin, die die potenziellen Kinderschänder zu stellen versucht (ohne ihre Identität preiszugeben) – aber es gibt eben auch Interviews mit Lehrern, Psychologen, mit Kriminologen, mit Fahndern, die ebenso gut in jedem öffentlich rechtlichen Sendern laufen könnten. Verbietet es sich aber automatisch, Emotionen und Informationen miteinander zu verbinden, um Aufmerksamkeit zu erzeugen? […] Das ist durchaus keine triviale Frage, im Gegenteil. […] ohne öffentlichen Druck, ohne prominente Gesichter geschieht kaum etwas.“

 

WELT, 08.10.2010

„In der für den Sender RTL II ungewöhnlich seriösen Dokumentation spielen sich teils unfassbare Szenen ab. […] Viele Eltern können sich nicht vorstellen, was in den Chatrooms vor sich geht. Viele haben diese Gefahr noch nicht erkannt. Wir müssen uns die Frage stellen, wie wir Kinder richtig ausbilden können, um sie vor solchen Situationen zu schützen.“

 

Bis heute scheint diese Thematik in vielen Köpfen nicht angekommen zu sein. Viele können oder wollen sich immer noch nicht mit „sexuellem Missbrauch“ auseinandersetzen. Auch nach meinem letzten Eintrag habe ich keine (offizielle) Bestätigung bekommen, ob und wie sich das LvD zukünftig in diesem Themenfeld engagieren möchte.