KANN EINE APP IN AFRIKA LEBEN RETTEN?

SENEGAL | Es sind über 45 Grad Celsius. Die Sonne brennt auf der Haut und viele Menschen suchen Schatten, wann immer sie es können. Zeitgleich läuft Faty Dia bepackt mit einer schweren Messlatte, einer Plastikschüssel und einer alten Waage über einen sandigen Weg. Regelmäßig läuft die Gesundheitsmitarbeiterin in Dörfer um dort zu schauen, ob Kinder an Mangelernährung leiden. So sollen sie schnellstmöglich Hilfe erhalten. Aber der Weg ist beschwerlich, ihr Gepäck schwer: Die App einer internationalen Hilfsorganisation soll die Arbeit von Faty Dia und vielen anderen jetzt vereinfachen und die Daten vertrauensvoller machen. Aber wird das Vorhaben klappen und wie fair kann eine solche App betrieben werden?

HILFE AUS DER HOSENTASCHE

Der Senegal, der westlichste Punkt des afrikanischen Festlands. Das Land erstreckt sich über rund 200 Quadratkilometer. Um die SAM Photo App besser kennenzulernen, reise ich in den Norden des Landes – nach Matam. Mit dem Auto brauchen wir mehrere Stunden. Die Temperaturen steigen von knapp 30 Grad mit Meeresbrise auf über 45 Grad im Schatten.  Hier arbeitet auch Faty Dia. Sie arbeite als Gesundheitsmitarbeiterin in einer kleinen Krankenstation in Matam. Regelmäßig verlässt sie aber auch ihren Arbeitsplatz und besucht Dörfer und Gemeinschaften, um dort zu schauen, dass jedes Kind Hilfe bekommt, wenn es diese benötigt. Lernt sie und ihre Arbeit in folgender Reportage kennen.

OFFENE FRAGEN

Meine Recherchereise hat rund 10 Tage gedauert. Davor und danach standen noch weitere Gespräche und Recherchen an. Ein paar Fragen blieben dabei bei mir unbeantwortet. Manche Themen konnte ich nicht zu meiner eigenen Zufriedenheit klären, auch wenn darüber Gespräche stattgefunden haben:

  • Auf dem afrikanischen Kontinent gibt es so viele talentierte Entwickelnde von digitalen Lösungen. Sollte humanitäre Hilfe und Entwicklungszusammenarbeit nicht hier ansetzen und diese mehr fördern, statt europäische Lösungen zu fördern? Würden dadurch nicht mehr Arbeitsplätze und damit nachhaltige Entwicklung gefördert?
  • Wie lange wird die finale Entwicklung wohl noch dauern? Gerade in Zeiten von KI und der schnellen technischen Weiterentwicklung frage ich mich, ob die App (wenn sie final und medizinisch getestet ist) zu spät kommt, um eine globale Veränderung zu bewirken? Gestartet 2016 – sind wir nun acht Jahre später – und eine flächendeckende Einführung ist derzeit nicht in Sicht.
  • Wie kann langfristig dafür gesorgt werden, dass die App nicht auf internationale, humanitäre Hilfe angewiesen ist?
  • Menschen in Ländern, wie dem Senegal haben viel Arbeit und Daten in die Entwicklung der App gesteckt. Wie werden sie zukünftig in der Weiterentwicklung eingebunden?
  • Können nicht auch Jobs mit Hilfe der App im globalen Süden geschaffen werden, z.B. in dem mit Programmierer:innen von vor Ort gearbeitet wird?

SIDETRACKED

Während meiner Reise bin ich noch auf viele weitere, super spannende Geschichten aus dem Senegal gestoßen. Einige möchte ich euch hier empfehlen:

  • KI-Ideen aus Afrika für das Gesundheitssystem, Google
  • Senegal als Standort der Impfproduktion, BMZ
  • Senegal mit den ersten afrikanischen olympischen Spielen, DW / Olympics
  • Aus dem Senegal in den Bundestag, DW & SPD-Abgeordneter Diaby kündigt Rückzug an, Tagesschau
  • Das Leid der Talibés – Straßenkinder müssen für Islamschule betteln, DW & deutschlandfunk
  • Senegal mit neuem Präsidenten:„Die Jugend hat keine Zeit zu warten“, taz
  • Fossile Brennstoffe für Europa, deutschlandfunk