Wenn es eines gibt was Kleinstädter gerne und immer wieder lieben, dann sind es Diskussionen. Das konnte ich auch auf meinem letzten Heimatbesuch in Kempen entdecken. Die aktuelle Debatte handelt von den sogenannten Stolpersteinen.
Die 1995 erstmals verlegten goldenen Steine sollen an die Opfer der Konzentrationslager der NS-Zeit erinnern. Auf jedem Stein ist ein Name eingraviert, dem während dieser Zeit das Leben genommen wurde. Mittlerweile wurden in 17 europäischen Ländern 45.000 Steine verlegt. Viele Kempener meinen, dass Kempen in dieser Liste fehlt.
2011 scheiterte der erste Versuch nach einer guten Diskussion, in geheimer Abstimmung. Damals, sowie heute ist Bürgermeister Volker Rübo gegen die Aktion. Er argumentiert, „dass Deutschland regelrecht von Stolpersteinen überschwemmt“ werde (Zitat aus WZ entnommen).
Kempen möchte individuell und ganz gezielt an die Opfer der NS-Zeit denken und darauf hinweisen. Hiermit nimmt die Stadt hin, dass dieses Gedenken auch sehr individuell angenommen wird: selten bis gar nicht! Stolpersteine würden dies ändern. Jedes Mal wenn man diese betritt ist man gezwungen über die NS-Opfer nachzudenken.
Eines fällt mir aber besonders auf: auch der „Engel der Kulturen“ ist kein individuelles Zeichen für Toleranz. In rund 60 Städten ist das Symbol bis heute verlegt. Es sollen nun keine Worte gegen dieses Symbol sein, doch ganz verstehe ich den Unterschied tatsächlich nicht.
Ich finde toll, dass die Stadt die Initiative vor allem vieler junger Menschen in Kempen annimmt und diskutiert. Jetzt bin ich auf das Endergebnis gespannt und hoffe auf eine gute Diskussion. Ich hoffe der Stadtrat stimmt für die Verlegung der Stolpersteine und damit für ein Gedenken der „Massen“ und nicht für ein weiteres Vorgehen der „individuellen Gedenkstätten“, welche aber nicht allzu oft beachtet werden. Ein Stein und damit die Erinnerung an einen Menschen kostet einschließlich Verlegung nur rund 150 € – was für ein geringer Betrag für ein großes Zeichen.
Sollte das Votum auch dieses Jahr wieder gegen die Stolpersteine sein, so sollte die Stadt den Wunsch der Schülerinnen und Schüler einen besseren und eindeutigeren Ort als Gedenkstätte zu bekommen aber annehmen und eine Alternativlösung finden.