Ich sitze am Flughafen in Rom. Warten auf den Flug zurück nach Deutschland. Versüßt werden diese Minuten mit einem leckeren Cappuccino und dem kostenlosen WLAN.

Ich fliege von Italien nach Deutschland – beides Schengen Mitglieder und somit eine sehr einfache Reise für mich. Ein Weg ohne große Passkontrollen und dem Einholen von Visa. Fliegen ist für uns so einfach, dass wir es aus Spaß machen. Wir können dabei unsere Vorzüge vollends genießen. Ich will dieses Leben nicht aufgeben, wir brauchen Schengen und offene Grenzen – es führt zu einer Gemeinschaft, einer Welt und gibt uns die Chance Neues einfach kennenzulernen.

Doch auch im restlichen Teil unserer kleinen Welt genießen wir Privilegien. Bei meiner letzten Reise nach Kenia durfte ich wieder feststellen, wie viel Wert mein roter deutscher Reisepass doch ist. In Nairobi habe ich ihn vorgezeigt, 50$ gezahlt und Schwups war ich in meiner zweiten Heimat.

Andersrum ist das nicht so einfach. Möchte mich ein kenianischer Freund besuchen, dann muss das Visum erst beantragt werden. Hierzu benötigt man nicht nur Geld, sondern auch schon einen gebuchten Hin- und Rückflug. Das Problem ist allerdings, dass ein Antrag auch abgelehnt werden kann. Während dies bei uns nur selten passiert, kenne ich mehrere Fälle auf der kenianischen Seite. Das skurrile an der Geschichte ist, man müsste den Flug schon bezahlen und wird das VISA abgelehnt, dann hat man dieses Geld umsonst gezahlt. Was soll uns das sagen? Während wir spontan nach Nairobi reisen können, müssen Menschen aus anderen Ländern (oft deutlich ärmere Länder) einen harten Weg nehmen, um uns nur besuchen zu dürfen. Um etwas zu lernen und zu entdecken.

Dieses durch unsere Geburt entstandene Privileg ist vielleicht auch ein Grund, wieso in Deutschland einige Menschen Flüchtlinge nicht verstehen. Wir sind es gewohnt privilegiert zu sein, selbst die ärmsten der Armen sind mit dem deutschen Pass geboren und dadurch schon mit mehr Vorteilen bedacht. Man muss sich nicht dafür entschuldigen, aber man sollte es doch immer im Hinterkopf haben.

Ein Flüchtling nimmt nicht all die Strapazen auf sich, nur weil es hier ein paar Euro gibt – die flüchtenden Menschen suchen Frieden, Glück und die Chance ein freies Leben zu führen. Der Weg zu diesem Ziel ist kein leichter und deswegen dürfen wir nicht so tun, als ob die Menschen zu uns kommen und dabei lachend über die Grenzen springen, weil die Reise so wunderschön war. Es war keine Reise – es war ein harter Weg mit Momenten, in denen man sich vielleicht verstecken, vor Polizei wegrennen oder in der Kälte schlafen musste.

Ich lande gleich in Köln. Es war ein angenehmer Flug. Ich bin dankbar für die Chance mich weiterzuentwickeln und andere Kulturen kennenzulernen. Es bringt mich weiter – geben wir dieses Recht und die Chance allen Menschen dieser Erde. Unserer Erde! Wir sind doch alle besonders eines: Menschen!